Corona und die menschenleeren Kirchen

Es ist höchste Zeit, das eigene Unverständnis über den vorauseilenden Gehorsam der deutschen Bischöfe zu artikulieren.

Beschämend zu sehen, wie sie schon vorauseilend angekündigt haben, dass zunächst bis zum 30.April auch weiterhin keine hl .Messen stattfinden dürfen. Sicher ist das Live – Stream - Angebot nett gemeint und für kurze Zeit akzeptabel, doch spürt man schnell, dass das Feiern der hl. Messe im Wohnzimmer, in der Küche, im Büro das Herz nicht mehr berühren kann. Es fehlt die Nähe zum Allerheiligsten, zum Priester, zum Mitmenschen. Welch eine Ernüchterung für diejenigen, denen die Eucharistiefeier und der reale Empfang der hl. Kommunion so lebenswichtig, lebensspendend ist. Es scheint, dass viele Bischöfe Wesentliches ihres priesterlichen Auftrages nicht mehr primär im Fokus haben. Nämlich dass das seelische, geistige Wohl der Gläubigen durch das gemeinsame Gebet in der Kirche, das Feiern der hl. Messe, den Empfang des Leibes und Blutes Christi die heilende Nahrung ist: „Denn der Mensch lebt nicht vom Brot allein“!

Wo sind unsere Bischöfe, von denen wir seit geraumer Zeit nichts mehr sehen und hören? Viele Gläubige fühlen sich von ihnen im Stich gelassen, allein gelassen mit ihren Sorgen und Nöten. Gäbe es nicht die treuen Priester, die trotz aller Hindernisse eucharistische Anbetung halten, Beichte abnehmen, Seelsorge betreiben.

Ich weiß, dass ich für viele Gläubige spreche wenn ich sage, dass es an der Zeit ist, der katholischen Kirche wieder altes, geistiges Leben einzuhauchen. Wo bleibt das inspirierende Engagement, der Mut, die Liebe der Bischöfe und Priester? Dort wo ich lebe ist die Kirche groß genug, dass bedenkenlos 100 Menschen mit entsprechendem Abstand an der hl. Messe teilnehmen könnten. In den geöffneten Baumärkten drängen sich die Menschen und die Kirche nebenan ist verwaist.

Liebe Bischöfe: Es ist an der Zeit zu reagieren, zu agieren. Denn sonst verliert die katholische Kirche noch mehr Gläubige. Heißt es doch: „ Aus den Augen, aus dem Sinn“!

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Ich bin vollständig Ihrer Meinung. Danke für Ihre klare Aussage. Sie werden gesehen haben, dass in New Mexico ein Bischof so handelt, wie Sie es vorschlagen und auch in Ihrem Sinne spricht, dabei aber die Maßnahmen /Vorschriften für Sicherheit beachtet. Sie werden auch gelesen haben, dass der Gouverneur von Texas in diesem Sinne vom Gottesdienst gesprochen und die Öffnung der Kirchen nicht nur erlaubt, sondern soweit es in seiner Macht steht, verlangt hat. (Auch Präsident Trump hat vor Ostern ähnlich geredet und die polnischen Bischöfe haben zu den Anti-Corona Maßnahmen Stellung genommen und gesagt, es müssten aus Glaubensgründen und aus Sicherheitsgründen mehr hl. Messen gelesen werden, damit kleinere Menschengruppen zugleich eine Kirche betreten, anstatt die Kirchen zuzusperren)
Das Problem des „dem Staat vorauseilenden Gehorsams der Kirche“ besteht nicht nur in Deutschland, sondern in fast allen Ländern heute, auch in den USA. Wo sind die Zeiten, in denen Papst Gregor der Große den Römern seiner Zeit während einer Pest-Attacke eine geistliche Bekehrung und Bußfeiern predigte (wie Gott durch den widerwilligen Propheten Jonas den Niniviten), und mit dem ganzen Volk eine Bittprozession hielt, an deren Ende ihm der Erzengel Michael erschien und das blutige Schwert in die Scheide steckte, wonach die Pest schlagartig aufhörte? An ähnliche Ereignisse erinnern die Pestsäulen in Wien und vielen anderen Städten.
Auch wenn den Kirchenmännern heute dieser Glaube, dieses rückhaltlose Gottvertrauen und dieser Mut des hl. Gregor fehlt, könnten sie doch den Mut des Erzbischofs in New Mexico haben, mit Gesichtsmaske und Handschuhen den Gläubigen im Freien, wo auch Messen gefeiert werden, durch die geöffneten Autofenster die Sakramente zu spenden und sich nicht von den wieder geöffneten Baumärkten, in denen Menschen sich drängen, beschämen lassen.
Nochmals Dank!
Prof. Josef Seifert