Offener Brief an die Schweizer Bischofskonferenz

Offener Brief an die schweizerische Bischofskonferenz

Sehr verehrte Exzellenzen

Die Massnahmen wegen der Coronapandemie werden demnächst gelockert werden. Durch das Ausbleiben realer Eucharistiefeiern hat sich bei vielen eine Sehnsucht nach dem physischen Empfang des Leibes Christi entwickelt. Andere haben jetzt begonnen, nach dem wahren Wert und dem Sinn von Eucharistiefeiern nachzudenken. Dies ist eine Chance, der Evangelisierung neuen Schwung zu verleihen. Da viele getaufte Katholiken, vor allem Jugendliche den Sonntagsgottesdienst nur noch selten oder gar nicht mehr besuchen, ist ihr Glaubenswissen teilweise oder ganz verloren gegangen.

Früher gab es in den Schulen noch getrennt katholischen und evangelischen Religionsunterricht, der von Priestern erteilt wurde. Viele haben ihr Glaubenswissen aus diesem Unterricht erhalten. Heute wird er nicht selten von feministisch geprägten Katechetinnen erteilt. Da lehramtstreue römisch-katholische Glaubensvermittlung heute oft fehlt und der sonntägliche Gottesdienst von vielen nicht wahrgenommen wird, hätten die Pfarrblätter die Möglichkeit, Glaubenswissen zu vermitteln. Es gibt gute kath. Schriften, die sich dem Lehramt verpflichtet fühlen, die aber meistens von Gläubigen abonniert werden, denen es nicht an Glaubenswissen mangelt. Die Pfarrblätter gehen in der Regel in alle Haushalte, eben auch an die Ränder. Ganz sicher werden diese auch hin und wieder von Gläubigen gelesen, die nicht regelmässig den Sonntagsgottesdienst besuchen. Wie sollen sie aber zum Nachdenken gebracht werden, wenn sie in den Pfarrblättern ein zeitgeistiges Kirchenverständnis vermittelt bekommen, welches sie auch im Fernsehen und in profanen Tageszeitungen vorfinden. Da wird ja auch immer wieder die Lehre der katholischen Kirche verspottet.

Wie soll der Glaube an die heilige katholische Kirche Nahrung erhalten, wenn sie in den Pfarrblättern lesen, dass die Kirche nicht mehr zeitgemäss sei? Dass die Sexualmoral der Kirche, wie sie in «Humanae vitae» gelehrt wird, realitätsfern sei? Seit Jahren wird in nicht wenigen Pfarrblättern das Frauenpriestertum und die freie Wahl zum Zölibat gefordert. Die Aussage von Papst Johannes Paul II. zum Frauenpriestertum wird einfach ignoriert. Das neue Buch von Kardinal Robert Sarah mit dem Beitrag vom emeritierten Papst Benedikt XVI. sollte allen kath. Journalisten zur Pflichtlektüre «befohlen» werden. Wie sollen Mädchen ihre Berufung als Frauen, die das Leben weitergeben können erfahren, wenn sie in katholischen Pfarrblättern nur noch von Selbstverwirklichung, Frauenpriestertum und Macht für Frauen lesen? Im «Pfarrei-forum», dem Pfarrblatt des Bistums St. Gallen, ist die Preisverleihung der «Herbert-Haag-Stiftung» an Schweizer Personen positiv kommentiert worden. Dies, weil sie dem «Aufruf zum Ungehorsam» der österr. Pfarrerinitiative zugestimmt haben. In Nr.11 2019 werben verschiedene Autorinnen für «Ehe für Alle» Dazu auch Claudius Luterbacher, Kanzler des Bistums SG und Kirchenrechtler. Unter der Überschrift «Zwei Mütter für ein Kind» steht: « Manuela Burgermeister strahlt, wenn sie von der bevorstehenden Geburt ihres Kindes erzählt. Von ihrem Kind, dessen biologischen Eltern ihre Partnerin und der schwule Jugendfreund sind. Dieser hat durch Samenspende zur Zeugung beigetragen. Abschliessend schreibt M.Burgermeister: «Ich bin in der Schweiz noch nie diskriminiert worden bis zu jenem Moment, in dem ich beschloss Mutter zu werden!» Wohlgemerkt durch ihre Partnerin und einem Jugendfreund. Der ganze Text in: www.pfarreiforum.ch Nr.11. 2019.

Im «forumKirche», dem Pfarrblatt der Kantone Schaffhausen -Thurgau wird einem ehemaligen schwulen Priester, der den Herbert-Haag-Preis 2020 bekommt, in einem Interview Raum gegeben. Unter der Überschrift «Tränen zwischen Schmerz und Glück» wird diese Verleihung auch positiv gewürdigt. Man erinnere sich: Herbert Haag in «Abschied vom Teufel». Der Teufelsglaube sei ein metaphysisches Ammenmärchen. In dem Interview mit dem Redaktor wurde Pierre Stutz gefragt: Mit welchem Schritt könnte die kath. Kirche auf homosexuelle Paare zugehen? Antwort: «Der nächste Schritt wäre, dass öffentliche Segnungsfeiern von homosexuellen Paaren möglich sind. Aber letztlich ist mir das zu wenig. Ich erfahre die Liebe mit meinem Mann als Sakrament. In unserer Liebe ereignet sich die Liebe Gottes. Ich weiss, dass die Eheschliessung homosexueller Paare genauso utopisch ist wie das Frauenpriestertum, aber ich werde mich, wie schon die letzten 30 Jahre, für beides einsetzen». Das ganze Interview unter Nr.6 www.forumkirche.ch/de/article/traenen. Verschiedene Meinungen zu Wort kommen lassen ist schon recht. Wenn aber auf solch fundamentale Aussagen nicht auch auf die Lehre der Kirche hingewiesen wird, muss man annehmen, die Redaktion billige diese Ansichten. Vor Jahren schon hat sich die Bischofskonferenz eindeutig gegen Abtreibung geäussert. In meinem Pfarrblatt ist mir noch nie eindeutige Ablehnung der Abtreibung aufgefallen, oder dass Werbung für den «Marsch für’s Läbe» gemacht wurde.

Sehr verehrte Exzellenzen, ich habe gehört, die Pfarrblätter werden von selbständigen Vereinen redigiert. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass ihr keinen Einfluss auf die Grundausrichtung dieser Vereine mit ihren Inhalten ausüben könnt. Ich bin ein einfacher Katholik und ich bin nicht allein, der mit den Inhalten einiger Pfarrblätter nicht einverstanden ist. Ich bitte sie im Namen Vieler, reden sie mit den Redaktionen und versuchen sie die Pfarrblätter auf die Linie der heiligen katholischen Kirche zu bringen.

Hochachtungsvoll

Alois Juchli CH-9306 Freidorf