Was ist schlecht am gegenwärtigen kapitalistischen Wirtschaftssystem?

[Eine gekürzte Fassung dieses Aufsatzes erschien in der Epoch Times Wochenzeitung Nr. 27, 14.1.2022, S. 10-11.]

Manchmal wird gesagt, das heutige „kapitalistische“ Wirtschaftssystem sei schlecht. Das ist wahr in einem Sinne und falsch in einem anderen Sinne. Klarheit können wir erlangen, indem wir das Wort „Kapitalismus“ erstmal beiseite legen und betrachten, was ist, was davon schlecht ist und was richtig wäre.

Der jetzige Zustand

Im jetzigen Wirtschaftssystem in der BRD gibt es zwar in einem gewissen Umfang Privateigentum und private Unternehmen, aber nur in einem sehr eingeschränkten Maße. Einige Beispiele dieser Einschränkungen:

Der Staat beschließt nach Belieben, wie viele Steuern, Abgaben, „Rentenversicherungsbeiträge“ und „Sozialversicherungsbeiträge“ zu zahlen sind, er behauptet also, bestimmen zu können, was wem gehört, und nimmt den Menschen, wie es ihm beliebt. Insgesamt nimmt in der BRD der Staat einem Durchschnittsverdiener die Hälfte oder mehr weg. Wenn man all die versteckten Weisen in Rechnung stellt – z. B. die 19 % Mehrwertsteuer, die Mineralölsteuer, die für andere Ausgaben mißbrauchten Rentenkassenbeiträge, etc. –, dann werden es bei den meisten weit über 50 % sein. Der Staat bestiehlt die Menschen in nie dagewesenem Maße und beschränkt damit ihren Handlungsspielraum. Der Unterschied zur „Räuberbande“ ist, daß der Staat behauptet, das Wegnehmen sei rechtmäßig. Er erläßt ein „Gesetz“, das die Höhe der Steuern festlegt, und es gibt keine Gerichtsbarkeit, durch die der Mensch gegenüber dem Staat Recht bekommen könnte, denn es gibt keine vom Staat unabhängigen Gerichte, bei denen man den Staat verklagen könnte. Das Privateigentum ist in der BRD also weitgehend ungeschützt.

Hinzu kommt, daß durch die Geldmengenvermehrung das Geld der Menschen entwertet wird. Seit Januar 2020 ist die Bilanzsumme der Europäischen Zentralbank um 82,49 % gestiegen, die der amerikanischen Zentralbank FED gar um 109,81 % (Stand 11/2021, laut tagesgeldvergleich.net). Die Geldmenge M3 des Euro wuchs 2020 um 136 %, die des USD um 130 %. Diejenigen, die nahe an der Geldquelle sitzen, also der Staat, Banken und einige Unternehmen profitieren davon, der Normalbürger kann sich vor dem entstehenden Kaufkraftverlust nur schwer schützen.

Einige große Unternehmen werden durch staatliche Subventionen, durch staatliche Aufträge und durch Zugang zum Geldwesen begünstigt. Drastisch vor Augen geführt wurde uns das durch die „Bailouts“ einiger Banken nach der Subprime-Krise, die im Jahr 2007 begann. Einige Banken bekamen unvorstellbar große Summen, auf Kosten der Steuerzahler und Normalbürger. Anders lief es 2020, da kamen die großen Banken durch die Geldmengenvermehrung an große Geldmengen, ohne daß dies bekannt geworden wäre.

Außerdem wird der Handlungsspielraum der Menschen und der Unternehmen durch Vorschriften enorm eingeschränkt. Der Verbraucher merkt dies an Bosheiten wie dem Glühbirnenverbot oder den Verbot von Staubsaugern, die eine höhrere Leistung als 900 Watt haben. Unternehmen werden dadurch behindert, die Wünsche der Kunden optimal zu erfüllen, und ihnen entstehen riesige Kosten für die Einhaltung der unzähligen Vorschriften („compliance“). Das geht zu Lasten der Kunden, denn die Kosten der Produkte müssen steigen. Allein der Wunsch, Kunden zu gewinnen und Gewinn zu erzielen, bringt Unternehmen dazu, die Qualität ihrer Produkte zu optimieren und den Kunden zu dienen. Der Kunde ist geschützt durch eine Gerichtsbarkeit, durch die er Vertragseinhaltung und Haftung durchsetzen kann, und vor allem durch die Möglichkeit, frei zu entscheiden, was er kauft und was nicht. Die Zunahme an Vorschriften entspringt der natürlichen Neigung des Staates, immer mehr zu kontrollieren und zu herrschen. Die Vorstellung, daß die staatliche Kontrolle zu einem besseren Ergebnis führt als das Zusammenspiel zwischen Angebot und der freien Wahl der Kunden, ist eine Illusion. Eine Illusion, die den Staat vergöttlicht, denn sie schreibt dem Staat Gutsein zu. Sie nimmt an, daß staatliches Handeln durch das Gute motiviert wird, obwohl die Erfahrung zeigt, daß staatliches Handeln durch die Kontrollsucht des Staates und durch die Interessen einiger Unternehmen und durch einige Superreiche geleitet wird.

Der Anspruch des Staates, alles mögliche „genehmigen“ zu dürfen, schränkt den Handlungsspielraum von Menschen und Unternehmen ein. Wo der Staat etwas für „genehmigungspflichtig“ erklärt, ist das freie Zusammenwirken zwischen Anbietern einerseits und den wählenden Kunden, das zur Qualitätssteigerung und zur immer besseren Befriedigung der Wünsche des Kunden führt, gestört. Unternehmen entstehen dadurch Kosten, und sie müssen sich den Genehmigungsbedingungen anpassen, wodurch sie oft die Wünsche der Kunden schlechter erfüllen können. Schulen und Universitäten können wegen der Genehmigungspflicht nicht nach den Überzeugungen ihrer Gründer und Betreiber gestaltet werden. Der Privatmann wird mit der Genehmigungswut des Staates z. B. dann konfrontiert, wenn er sich ein Haus bauen möchte. Eine Unmenge an Vorschriften schränkt ihn darin ein, was er bauen darf, und erhöht die Baukosten.

Einige Bereiche, die für die Entfaltung des einzelnen Menschen und der Kultur besonders wichtig wären, hat der Staat vollständig an sich gerissen, insbesondere das Gesundheitswesen, das Schulwesen und die Wissenschaft. Zum Beispiel betreibt er selbst Schulen und Universitäten, und sogar bei privaten Schulen und Universitäten schreibt er durch „Lehrpläne“ die Lehrinhalte vor und hindert durch Genehmigungspflichten und Vorschriften die Gründer und Betreiber weitgehend daran, ihre Institutionen nach ihren Überzeugungen und nach den Wünschen der Kunden zu gestalten.

Die Ärzte steuert der Staat über das Instrument der Approbation. Besonders in den vergangenen zwei Jahren konnten wir beobachten, daß der Staat in Form der Ärtzekammer solchen Ärzten die Approbation entzieht, welche Maßnahmen des Staates kritisieren und welche Patienten nach ihrem Wissen und nach den Wünschen der Patienten behandeln. Dadurch wird das Heilwesen vollständig vom Staat kontrolliert, denn den Ärzten, die nicht dem Staat, sondern ihrem Wissen und Gewissen gehorchen, wird die Approbation entzogen, und die vielen anderen Ärzte sind gefügig, weil ihnen bei Nichtgehorsam die gleiche Strafe droht.

Das „Gesundheitswesen“ in der BRD und auch in der Schweiz ist im wesentlichen planwirtschaftlich. Die Preise und auch was wie behandelt wird, wird weitgehend vom Staat und seinen vielfältigen Organen festgelegt. Dadurch hat der Patient keine Wahl. Es besteht kein freier Wettbewerb der Behandlungsmethoden, aus denen der Patient auswählen könnte und in dem sich die beste Behandlungsmethode durchsetzen könnte. In so einem System sinkt notwendig die Qualität und die Preise steigen, so wie es bei den in der DDR oder in der Sowjetunion hergestellten Autos war. Besonders drastisch konnte man dies in der Coronarkrise beobachten. Der normale, richtige Gang der Dinge bei der Entstehung einer Heilungsmethode wäre, daß viele nach einer Heilungsmethode suchen und ihre Heilungsmethoden anbieten, so daß ein Wettbewerb darüber entsteht, welches die beste Methode ist. Der Kunde kann sich dann entscheiden, wem und welcher Heilungsmethode er sein Vertrauen schenkt. Das Haftungsrecht würde ihn vor vielen Schäden schützen. Bei den Coronaimpfstoffen lief es in allen Hinsichten verkehrt, alles wurde von den Regierungen oder durch staatliche Organe wie der WHO entschieden und befohlen. Der Staat und Organe wie die WHO wurden gesteuert durch Privatpersonen und durch einige wenige Unternehmen, insbesondere Pharmaunternehmen. Keine freie Wahrheitssuche, keine freie Suche nach einer Heilungsmethode, keine Wahlfreiheit bei den Handlungsmethoden. Und die Impfstoffhersteller wurden von der Haftung für Impfschäden befreit! Das ist ein für das Böse optimiertes System, also ein pessimiertes System. Wieder zeigt sich: Die Vorstellung, daß die staatliche Kontrolle zu einem besseren Ergebnis führt als das Zusammenspiel zwischen Angebot und freier Wahl der Kunden, ist eine Illusion. Eine Illusion, die den Staat vergöttlicht, indem sie annimmt, daß staatliches Handeln durch das Gute motiviert wird, obwohl die Erfahrung zeigt, daß staatliches Handeln durch die Kontrollsucht des Staates und durch die Interessen der Unternehmen und Superreichen motiviert wird, die das staatliche Handeln beeinflussen.

Es ist irreführend, dieses gegenwärtige System „kapitalistisch“ zu nennen, weil dieses Wort sich ursprünglich auf die freie Marktwirtschaft bezog. Besonders, aber nicht nur die Feinde der freien Marktwirtschaft haben es verwendet. Für das gegenwärtige System gibt es die Bezeichnung „crony capitalism“, auf deutsch „Korporatismus“. Typisch dafür ist, daß einige Unternehmen oder superreiche Personen den Staat beeinflussen. Sie setzen ihre Interessen also mit Staatsmacht durch, anstatt dem Recht zu unterstehen und anstatt sich im freien Wettbewerb mit ihrer Konkurrenz um die Kunden zu bemühen. So bekommen sie Bailouts, Aufträge zur Impfstoffentwicklung, Subventionen, Impfpflichten, Vorschriften, die der mittelständischen Konkurrenz schaden, u.v.m. Das Problem ist nicht, daß sie privat und profitorientiert sind, sondern daß sie ihre Interessen mit Staatsmacht durchsetzen. Das Problem ist also wieder der Staat, denn er eröffnet die Möglichkeit zu Handlungen, die unmöglich oder strafbar sein sollten, z. B. anderen Geld wegnehmen oder ihnen durch Vorschriften etwas verbieten, was nicht unmoralisch ist und niemandes Rechte verletzt.

Nun können wir die Ausgangsfrage beantworten: Das gegenwärtige Wirtschaftssystem ist kein Kapitalismus im Sinne einer freien Marktwirtschaft, sondern „crony capitalism“, und das ist schlecht.

Der „Great Reset“

Der Leiter des World Economic Forum, Klaus Schwab, möchte die Pandemiemaßnahmen nutzen, um einen „Great Reset“ durchzuführen, der an Mao Zedongs „Der große Sprung nach vorn“ erinnert. Die Pläne werden recht unverholen auf der Internetseite weforum.org und in Schwabs Buch COVID-19: Der grosse Umbruch dargelegt. Schwab will die Verbindung zwischen Unternehmen und Staat noch weiter ausbauen, er nennt sie „public private partnership“. Das ist eigentlich das, was man als „Faschismus“ bezeichnet.

Im Great Reset sollen die Eigentumsrechte für Normalbürger noch mehr beschnitten werden als bisher. In einem Video des WEF heißt es: „You’ll own nothing. And you’ll be happy.“ („Du wirst nichts besitzen, und du wirst glücklich sein.“) Auch die mittelständische Industrie soll weiter geschwächt werden. Die Corona-Maßnahmen haben ihr schon großen Schaden zugefügt, weitere Angriffe durch Klimamaßnahmen werden folgen. Davon profitieren die Großkonzerne, die mit dem Staat in der „Public Private Partnership“ verbunden sind. (Die beste kritische Darstellung des Great Reset mit vielen Zitaten bietet Expresszeitung 40.)

Der Great Reset ist eine Variante des Sozialismus, Kommunismus oder Marxismus. Man kann die Grenzen zwischen diesen Begriffen unterschiedlich ziehen, aber entscheidend ist die Gemeinsamkeit: Die richtige, natürliche, von Gott in die Schöpfung eingebaute Ordnung, zu der auch die Eigentumsrechte gehören, wird bekämpft, und es wird eine Diktatur aufgebaut. Einige wenige herrschen über die Menschen und schränken sie in ihrem Handlungsspielraum und ihrer Lebensentfaltung weitgehend ein. Statt Recht und Freiheit herrschen Befehl und Gehorsam. An die Stelle des Zusammenspiels zwischen Anbieter und frei entscheidendem Kunden tritt der diktatorische Staat. (Die beste, die Wirkung des Sozialismus in seiner ganzen Breite umfassende kritische Darstellung des Sozialismus bietet das dreibändige Werk Wie der Teufel die Welt regiert (engl. How the Specter of Communism is Ruling Our World), das von Chinesen geschrieben wurde, die unter dem Kommunismus gelitten haben.)

Die natürliche, richtige Ordnung

Die richtige, von Gott in die Schöpfung gelegte Ordnung ergibt sich aus dem Gebot „Du sollst nicht stehlen“, denn es impliziert, daß es etwas gibt, was man nicht stehlen soll, also Eigentum. Das ist nicht eine von Gott willkürlich erlassene Verordnung, sondern die zehn Gebote (mit Ausnahme der sich auf Israel beziehenden ersten drei) geben wieder, was der Mensch mit seinem Gewissen, seinem Verstand und seiner Erfahrung erkennen kann. Es gibt Eigentum. Wenn jemand etwas als Lohn oder als Geschenk erhalten hat, gehört es ihm, so daß es Unrecht wäre, es ihm wegzunehmen. Das kann man unmittelbar einsehen. Wenn einer jemandem sein Geld oder sein Brot wegnimmt, das er als Lohn erhalten hat, verspürt jeder, der guten Willens und vernunftbegabt ist, daß dies Diebstahl, böse und bestrafenswürdig ist.

Ergänzt wird das Stehlensverbot durch das Neidverbot: „Laß dich nicht gelüsten deines Nächsten Weibes. Du sollst nicht begehren deines Nächsten Haus, Acker, Knecht, Magd, Ochsen, Esel noch alles, was sein ist.“ Das heißt auch, daß es verkehrt ist, auf „die Reichen“ und auf „die Schere zwischen Arm und Reich“ zu schimpfen. Was jemand gestohlen hat, ist nicht sein Eigentum und soll daher möglichst dem Eigentümer wieder zurückgegeben werden. Das gilt auch für Bailouts und andere Formen staatlichen Raubs. Aber die bloße Tatsache, daß jemand viel mehr besitzt als andere, z. B. weil er eine erfolgreiche Supermarktkette oder Autofabrik aufgebaut oder geerbt hat, ist keineswegs schlecht.

Ferner gehört zur natürlichen, d. h. nicht vom Menschen gemachten Ordnung die Möglichkeit, Verträge zu schließen. Auch diese ist offensichtlich, deshalb kommen Menschen ganz ohne Staat und ganz ohne ein Gerichtswesen mit einander ins Geschäft: „Ich gebe dir zwei Fische, du gibst mir dafür drei Laib Brot.“ Mit Verträgen können hochkomplexe Interaktionen geregelt werden. Menschen gehen Geschäfte mit einander ein, wenn diese für beide Seiten vorteilhaft sind.

Sozialistisch beeinflußte Menschen sagen oft, wenn Menschen niedrigen Lohn haben, daß diese ausgebeutet werden. Manchmal fordern sie auch einen staatlich vorgeschriebenen Mindestlohn. Aber wenn ein Arbeitsverhältnis freiwillig ist, dann kann der Arbeitnehmer die Arbeit aufgeben. Wenn die Wirtschaft frei ist, dann kann der Arbeitnehmer eine Arbeit finden, für die er einen Lohn bekommt, der seiner Produktivität entspricht, d. h. der grob gesagt nahe an dem ist, was ein Arbeitgeber mit der Arbeit erwirtschaften kann. Denn wenn er vom einen Arbeitgeber sehr wenig bezahlt bekommt, dann besteht für andere Arbeitgeber ein Anreiz, den Arbeitnehmer für einen etwas höheren Lohn abzuwerben. Wenn technischer Fortschritt besteht, steigen Löhne und Wohlstand. Dies ist der einzig wirksame Mechanismus, wie Löhne und Wohlstand steigen können. Ein staatlich vorgeschriebener Mindestlohn hat hingegen nur die Wirkung, daß niedrig qualifizierte und damit wenig produktive Arbeitnehmer keine Anstellung finden und die Arbeitgeber die betreffenden Tätigkeit gar nicht mehr oder durch Maschinen durchführen lassen. Allerdings funktioniert die Wohlstandssteigerung durch Wettbewerb um Arbeitnehmer nur dann, wenn ein freier Markt besteht. Wenn hingegen Steuern und Abgaben oder Vorschriften das Zusammenspiel von Angebot und Nachfrage und die freie Gestaltung von Arbeitsverträgen einschränken, dann wird dadurch in diesem Maße die Steigerung von Löhnen und Wohlstand eingeschränkt, Arbeitslosigkeit entsteht.

Damit der freie Markt funktioniert, ist Rechtsprechung nötig. Die Menschen müssen die Möglichkeit haben, Verträge durchzusetzen und sich vor Diebstahl und anderen Rechtsverletzungen zu schützen. Wenn jemand den vertraglich festgelegten Lohn nicht bezahlt, muß der Arbeitnehmer ihn dazu zwingen können. Ob man so eine Rechtsprechung dann „Staat“ nennt, ist nebensächlich, entscheidend ist, daß die Menschen ihre Rechte durchsetzen können und daß Eigentum geschützt wird. In der BRD ist das weitgehend nicht der Fall, weil keiner die Menschen vor dem Staat schützt. Wenn man gegen den Staat klagt, bezahlt und kontrolliert der Staat selbst die Richter und schreibt die Gesetze.

Manchmal berufen sich Christen auf den Brief des Apostels Paulus an die Römer, um ihren blinden Gehorsam und ihre Staatsgläubigkeit zu rechtfertigen, weil dort in Kap. 13,1 steht: „Jeder ordne sich den herrschenden Mächten unter“. Luther übersetzte mit „Obrigkeiten“, obwohl aus dem griechischen Ausdruck (ἐξουσίαις ὑπερεχούσαις) keineswegs ein Recht zu herrschen oder eine Autorität hervorgeht. („ἐξουσία“ bedeutet eine Macht, „ὑπερεχούσαις“ bedeutet darüber befindlich.) Was für Mächte gemeint sind, ist umstritten, aber in Vers 3 wird erläutert, daß eine Herrschaft gemeint ist, die „eine Rächerin zur Strafe an dem, der das Böse tut“ ist. Ihre Tätigkeit ist also Rechtsprechung. Auf alle Fälle ist nicht ein Staat gemeint, der den Menschen nach Belieben Geld wegnimmt, Schulen und Universitäten betreibt und Schulzwang erläßt und „Genehmigungspflicht“ für Ärzte, Schulen und alles mögliche andere erläßt. Römer 13 sagt, daß es eine Rechtsprechung geben muß und daß man sich ihr nicht widersetzen soll, zumindest solange sie wirklich die Übeltäter und nicht Unschuldige bestraft. Das deutet auf den Ausweg aus der jetzigen Misere hin: Es muß eine Rechtsprechung geben, die nicht den Willen der Regierung, sondern das Recht durchsetzt und daher auch verhindert, daß die Regierung den Menschen nach Belieben Geld wegnimmt, etc. Wir brauchen nicht einen Staat und eine Regierung im heutigen Sinne, sondern Rechtsprechung.

Wo die skizzierte natürliche Ordnung besteht, entsteht Geld. Wenn es kein Geld gibt, kann mir für meine Fische jeder, der gerne Fische von mir hätte, nur das anbieten, was er gerade hat. Doch wenn einer nur Schuhe und Brot anzubieten hat, ich diese aber nicht brauchen kann, kann er keine Fische bekommen. Deshalb entsteht Geld. Etwas, womit der Empfänger sich das kaufen kann, was er braucht, oder das er aufheben kann, so daß er oder seine Kinder sich in der Zukunft etwas kaufen könnten. Außerdem wird durch die Existenz von Geld optimiert, wie viel Arbeit und Mittel für was für Produkte aufgewandt wird. Je mehr Kunden möglichst billige Autos möchten, desto mehr möglichst billige Autos werden hergestellt. Je mehr Kunden hochwertige Elektrofahrräder möchten und bereit sind, dafür mehr auszugeben, desto mehr Arbeit und Geld wird in die Weiterentwicklung von Elektrofahrrädern gesteckt. So entsteht eine optimale Ressourcenallokation. In einer Planwirtschaft hingegen, wie wir sie im Gesundheitswesen und im Bildungswesen haben, werden die Ressourcen sehr ungünstig alloziiert.

Über Jahrtausende hinweg wurden Gold und Silber als Geld verwendet. Nicht weil ein Staat oder Herrscher das vorgeschrieben hätte, sondern die Menschen entscheiden, was sie als Geld annehmen. Wenn der Staat etwas anderes als „gesetzliches Zahlungsmittel“ vorschreibt, dann wird dies zu Ungunsten der Untertanen sein. Immer wieder kam es vor, daß Herrscher bestimmte Münzen als Zahlungsmittel vorschrieben und den Münzen dann etwas anderes beimischten und den Goldanteil senkten. Heute ist dieser Diebstahl durch Geldverdünnung perfektioniert: Die Geldmenge wird in atemberaubendem Maße vergrößert, z. B. wuchs die Geldmenge M3 des Euro 2020 um 136 %. Etwas, was sich so vermehren läßt, würden die Menschen freiwillig nicht als Geld verwenden.

In der natürlichen Ordnung hat der Mensch die Gelegenheit und die Aufgabe, die Welt mit seinem Eigentum, seinen Fähigkeiten und seiner Arbeit zu gestalten und zu verbessern. Dafür kann er sich mit anderen Menschen zusammentun und Vereine, Unternehmen und Stiftungen bilden. Er kann Produkte herstellen und sie verkaufen, und er kann etwas von seinem Eigentum verschenken. So sagte Jesus: „Ihr habt allezeit Arme bei euch, und wenn ihr wollt, könnt ihr ihnen Gutes tun“ (Markus 14,7). Der Mensch ist mit Freiheit und Verantwortung ausgestattet. Er hat die Wahl, ob er aus seinem Leben etwas Gutes macht oder ob er es vertändelt oder ob er betrügt und intrigiert, frißt und säuft. Gott hat die Welt mit vielen guten Möglichkeiten für den Menschen geschaffen, die nur in dem Maße verwirklicht werden können, in dem die natürliche Ordnung besteht. Gott hat diese Ordnung nicht per Dekret willkürlich erlassen, sondern sie ist in seine Schöpfung eingebaut, jeder kann sie erkennen. Anderen Geld wegzunehmen und damit die Welt zu verbessern, ist der natürlichen, göttlichen Ordnung entgegengesetzt. Die Erfindung von „Staatsaufgaben“ ist falsch, denn der Staat ist ungerecht, wenn er den Menschen Geld wegnimmt, angeblich für irgendwelche wichtigen Aufgaben. Die typische Strategie des Staates zur Machtausweitung ist es, irgendeinen angeblich wichtigen Zweck vorzugeben. Entweder gibt der Staat vor, daß ein großes Gut wie „Bildung für alle“ oder „medizinische Versorgung für alle“ nur durch staatlichen Zwang und durch Steuergelder zu erreichen ist, oder daß eine große Gefahr nur durch staatlichen Zwang und durch Steuergelder zu bekämpfen ist, z. B. eine „Pandemie“ oder eine „Klimakatastrophe“.

Die meisten Menschen sind sich nicht dessen bewußt, daß der Kommunismus in Deutschland schon weitgehend umgesetzt ist. Das „kommunistische Manifest“ von 1848 führte zehn Ziele auf, von denen heute in der BRD sieben ganz oder teilweise erreicht wurden:

  • „1. Expropriation des Grundeigentums und Verwendung der Grundrente zu Staatsausgaben.“ [Teilweise erreicht.]
  • „2. Starke Progressivsteuer.“ [Erreicht.]
  • „3. Abschaffung des Erbrechts.“ [Durch Erbschaftssteuer teilweise erreicht.]
  • „4. Konfiskation des Eigentums aller Emigranten und Rebellen.“ [Durch Wegzugsteuer, die zum 31.12.2021 verschärft wurde, teilweise erreicht.]
  • „5. Zentralisation des Kredits in den Händen des Staats durch eine Nationalbank mit Staatskapital und ausschliesslichem Monopol.“ [Erreicht durch die Einrichtung von Zentralbanken und von Fiatgeld als gesetzliches Zahlungsmittel.]
  • „6. Zentralisation des Transportwesens in den Händen des Staats.“ [Teilweise erreicht.]
  • „10. Öffentliche und unentgeltliche Erziehung aller Kinder.“ [Erreicht.]

Die Lage Deutschlands wird sich kulturell, moralisch und wirtschaftlich nur in dem Maße wieder verbessern, als die skizzierte natürliche Ordnung wieder hergestellt wird. Die Abschaffung der Coronamaßnahmen und des Drucks oder Zwangs zur Impfung ist jetzt die dringendste Aufgabe, aber so eine Diktatur und so ein Unrecht konnte nur entstehen, weil so viele Menschen an den Staat glauben und nach dem Staat rufen. Die Menschen rufen nach dem Staat, indem sie sagen: „Der Staat muß dafür sorgen, daß alle eine Schulbildung bekommen“, „Der Staat muß bei der Schulbildung und in den Universitäten Standards sicherstellen“, „Der Staat muß dafür sorgen, daß nur geeignete Menschen als Arzt arbeiten dürfen“, „Der Staat muß dafür sorgen, daß nur wirksame Medikamente auf den Markt kommen“, „Der Staat muß dafür sorgen, daß keine Monopole entstehen“, „Der Staat muß dafür sorgen, daß alle Menschen günstigen Wohnraum bekommen“. Wenn die Menschen nach dem Staat rufen, entsteht früher oder später eine böse Diktatur.


Verfasser: Prof. Dr. Dr. Daniel von Wachter. URL: von-wachter.de; Email: epost@ABC.de, ersetze ‘ABC’ durch ‘von-wachter’.

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Hier ist eine Transkription des Videobeitrags: THE WOLFF OF WALL STREET SPEZIAL: TIEFER STAAT & DIGITAL-FINANZIELLER KOMPLEX

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