Der Synodale Weg abwärts. Communio veritatis

Communio veritatis ist ein Priesterkreis, der 2018 gegründet worden ist. Der Text wird hier mit der freundlichen Genehmigung der Autoren wiederveröffentlicht.

Ein Monitum an die Initiatoren und Teilnehmer

Der sogenannte Synodale Weg ist ein pseudo-theologisches Desaster voller Falschheit und Lüge. Die Initiatoren wollen offenkundig eine andere Kirche als die von Christus gegründete.

Es heißt im Arbeitspapier des vorbereitenden Forums „Macht und Gewaltenteilung in der Kirche“ (Stand: 20.1.2020):

„Eine entscheidende Aufgabe besteht darin, die Leitungsgewalt und Entscheidungsmacht nicht exklusiv an die Weihe zu binden und von der Gemeinschaft der Gläubigen (communio fidelium) abzuschotten, sondern gut im Ganzen der Kirche zu verorten, die in all ihren Gliedern das priesterliche Volk Gottes ist“ (S. 17).

Diese Worte zeigen die verderbliche Hybris, mit der Sie die Kirche des Herrn als Ihr Eigentum ansehen. Ihre Anmaßung äußert das genaue Gegenteil von dem, was das beständige Lehramt der Katholischen Kirche sagt:

„Christus hat die kirchliche Hierarchie eingesetzt, um das Volk Gottes in seinem Namen zu weiden. Zu diesem Zweck hat er ihr Vollmacht verliehen. Die Hierarchie setzt sich zusammen aus den geweihten Amtsträgern: den Bischöfen, Priestern und Diakonen. Aufgrund des Weihesakramentes handeln die Bischöfe und die Priester bei der Ausübung ihres Amtes im Namen und in der Person Christi, des Hauptes“ (KKKK 179). „Das Amtspriestertum ist vom gemeinsamen Priestertum dem Wesen nach verschieden, denn es verleiht eine heilige Vollmacht zum Dienst an den Gläubigen. Die geweihten Diener üben ihren Dienst für das Volk Gottes aus durch Lehrtätigkeit [munus docendi], durch den Gottesdienst [munus liturgicum] und durch die pastorale Leitung [munus regendi]“ (KKK 1592).

Sie stellen Gottes Gebote zur Disposition und wollen selbst entscheiden, welche Moral Ihrer Ansicht nach mehrheitsfähig, zeitgemäß und zumutbar ist.
Dabei führen Sie sogar eine „liturgische Würdigung“ gleichgeschlechtlicher Verbindungen ins Feld (vgl. Arbeitspapier des vorbereitenden Forums „Leben in gelingenden Beziehungen“, Stand: 7.1.2020, S. 19). Die Bischöfe, die sich mehrfach für die Segnung homosexueller Partnerschaften ausgesprochen haben, erhalten dabei medienwirksame Unterstützung vom linksliberalistischen Politbüro der ZdK-Funktionäre.
Diese desolaten Forderungen stehen im krassen Widerspruch zur Heiligen Schrift und zum Katechismus:
Gestützt auf das eindeutige biblische Zeugnis bezeichnet das Lehramt der Katholischen Kirche homosexuelle Handlungen „als schlimme Abirrung“ (KKK 2357). Derartige Praktiken gehören zu den gravierenden Sünden, die schwer gegen die Keuschheit verstoßen (vgl. KKK 2396), und werden von der Heiligen Schrift vehement zurückgewiesen (vgl. Gen 19,1–29; Röm 1,24–27; 1 Kor 6,9–10; 1 Tim 1,10).
Auf Ihrer Internetseite synodalerweg.de ist zudem die heuchlerische Behauptung zu lesen, die personale Bedeutung der Sexualität finde bislang keine hinreichende Beachtung. Hätte man die Theologie des Leibes und die Lehre von der Communio personarum des hl. Papst Johannes Paul II. rezipiert, müsste man das Gegenteil eingestehen. Gerade aus Ihren Reihen ist doch insbesondere das Apostolische Schreiben Familiaris consortio bewusst ignoriert und bekämpft worden.
Für die Kirche des Herrn ergeben sich das Wesen und die Bedeutung von Ehe und Sexualität nicht aus dem Geist der Welt, sondern aus der Offenbarung Gottes:

„Als Mann und Frau erschaffen, hat er sie in der Ehe zu einer innigen Gemeinschaft des Lebens und der gegenseitigen Liebe berufen“ (KKKK 337). „Die eheliche Vereinigung von Mann und Frau, die durch den Schöpfer grundgelegt und mit eigenen Gesetzen ausgestattet wurde, ist von Natur aus auf die Gemeinschaft und das Wohl der Ehegatten sowie auf die Zeugung und Erziehung von Kindern hingeordnet“ (KKKK 338).

Da Sie offensichtlich die Nachfolge Christi und die Perspektive der Ewigkeit aus dem Blick verloren haben, verstehen Sie auch das notwendige priesterliche Zeichen der Ganzhingabe an Gott nicht. Wie zu erwarten war, soll Ihrem Willen nach der Amazonas vor allem durch Deutschland fließen. Daher fragen Sie: „Ist der Zölibat die dem Wesen des Priestertums allein angemessene Lebensform?“ (Arbeitspapier des vorbereitenden Forums „Priesterliche Existenz heute“, Stand: 12.9.2019, S. 3). Sie täuschen mitunter eine grundsätzliche Wertschätzung des Zölibates vor, um ihn dann durch die Einführung sogenannter Viri probati faktisch zu kippen.
Damit berauben Sie die Kirche der so kostbaren Gnadengabe, die ihr der Herr selbst vorgelebt und anvertraut hat, wie es Papst Benedikt XVI. für unsere Zeit eindrucksvoll bestätigte:

„In Einheit mit der großen kirchlichen Tradition, mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil und meinen Vorgängern im Petrusamt bekräftige ich die Schönheit und die Bedeutung eines im Zölibat gelebten Priesterlebens als ausdrucksvolles Zeichen der völligen und ausschließlichen Hingabe an Christus, an die Kirche und an das Reich Gottes und bestätige folglich seinen obligatorischen Charakter für die lateinische Tradition“ (Nachsynodales Apostolisches Schreiben Sacramentum caritatis, 24).

Die spaltenden Absichten der Initiatoren treten auch deutlich im Bereich der Weihe von Frauen hervor. Im Arbeitspapier des vorbereitenden Forums „Frauen in Diensten und Ämtern in der Kirche“ (Stand: 23.10.2019) heißt es:

„Im Blick auf die Frage der Ordination von Frauen zu Priestern und Bischöfen sind die theologischen Argumente zu reflektieren, die in den bereits vorliegenden lehramtlichen Schreiben vorgetragen werden. Dabei ist […] gewiss auch zu beachten, welche Verbindlichkeit diese Lehrschreiben beanspruchen können“ (S. 12).

Damit suggerieren Sie, dass die Frage nach der Weihe noch nicht letztlich entschieden und gleichsam Gegenstand einer Verhandlungsmasse sei.
Richtig ist jedoch, dass die Antwort darauf bereits unumstößlich erfolgt ist:

„Damit also jeder Zweifel bezüglich der bedeutenden Angelegenheit, die die göttliche Verfassung der Kirche selbst betrifft, beseitigt wird, erkläre ich kraft meines Amtes, die Brüder zu stärken (vgl. Lk 22,32), dass die Kirche keinerlei Vollmacht hat, Frauen die Priesterweihe zu spenden, und dass sich alle Gläubigen der Kirche endgültig an diese Entscheidung zu halten haben“ (Papst Johannes Paul II., Apostolisches Schreiben Ordinatio sacerdotalis, 4).

Auch die von Ihnen bewusst gestreuten Zweifel an der Verbindlichkeit dieser lehramtlichen Aussage sind bereits nachdrücklich ausgeräumt:

„Angesichts des klaren Lehraktes des Papstes, der ausdrücklich an die ganze Katholische Kirche gerichtet ist, haben alle Gläubigen ihre Zustimmung zur darin enthaltenen Lehre zu geben. Diesbezüglich hat die Kongregation für die Glaubenslehre mit päpstlicher Billigung eine offizielle Antwort über die Natur dieser Zustimmung vorgelegt. Es handelt sich um eine volle definitive, das heißt unwiderrufliche Zustimmung zu einer von der Kirche unfehlbar vorgelegten Lehre“ (Glaubenskongregation, Antwort über die im Apostolischen Schreiben Ordinatio sacerdotalis vorgelegte Lehre).

Am heutigen Fest der Darstellung des Herrn, an dem Christus, unser Gott, auf den Armen seiner Unbefleckten Mutter Maria in den Tempel getragen wird, sagen wir den Initiatoren des Synodalen Weges:
Sie sind keine Diener der Wahrheit, sondern Moderatoren der Spaltung!
Ihre Agenda ist nicht vom Licht Christi und seiner Kirche bestimmt, sondern vom Altar des Zeitgeistes!
Ihr Bestreben ist nicht die Hingabe an das Reich Gottes, sondern das Errichten einer horizontalen Menschenkirche!

Umso mehr wollen wir Christus, dem Herrn, die Treue halten, dem beständigen Lehramt der Katholischen Kirche dienen und uns der Führung der allerseligsten Jungfrau und Gottesmutter Maria anvertrauen.

Paderborn, am Fest der Darstellung des Herrn 2020

Priesterkreis Communio veritatis

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Brief von Benedikt XVI. zum Missbrauchsbericht des Erzbistums München

Liebe Schwestern und Brüder!

Nach der Vorstellung des Missbrauchs-Gutachtens für die Erzdiözese München und Freising am 20. Januar 2022 drängt es mich, ein persönliches Wort an Sie alle zu richten. Denn wenn ich auch nur knapp fünf Jahre Erzbischof von München und Freising sein durfte, so bleibt doch die innere Zugehörigkeit mit dem Münchener Erzbistum als meiner Heimat inwendig weiter bestehen.

Zunächst möchte ich ein Wort herzlichen Dankes sagen. Ich habe in diesen Tagen der Gewissenserforschung und Reflexion so viel Ermutigung, so viel Freundschaft und so viele Zeichen des Vertrauens erfahren dürfen, wie ich es mir nicht hätte vorstellen können. Besonders danken möchte ich der kleinen Gruppe von Freunden, die selbst-los für mich meine 82-seitige Stellungnahme für die Kanzlei verfaßt hat, die ich allein nicht hätte schreiben können. Es waren über die von der Kanzlei mir gestellten Fragen hinaus nahezu 8000 Seiten digitale Aktendokumentation zu lesen und auszuwerten. Diese Mitarbeiter haben mir nun auch geholfen, das fast 2000-seitige Gut-achten zu studieren und zu analysieren. Das Ergebnis wird im Anschluß an meinen Brief auch veröffentlicht.
Bei der Riesenarbeit jener Tage – der Erarbeitung der Stellungnahme – ist ein Versehen erfolgt, was die Frage meiner Teilnahme an der Ordinariatssitzung vom 15. Januar 1980 betrifft. Dieser Fehler, der bedauerlicherweise geschehen ist, war nicht beabsichtigt und ist, so hoffe ich, auch entschuldbar. Das habe ich bereits in der Pressemitteilung vom 24. Januar 2022 durch Erzbischof Gänswein mitteilen lassen. Es ändert nichts an der Sorgfalt und an der Hingabe an die Sache, die den Freunden selbstverständliches Gebot war und ist. Daß das Versehen ausgenutzt wurde, um an meiner Wahrhaftigkeit zu zweifeln, ja, mich als Lügner darzustellen, hat mich tief getroffen. Um so bewegender sind für mich die vielfältigen Stimmen des Vertrauens, herzlichen Zeugnisse und berührenden Briefe der Ermutigung, die mich von sehr vielen Menschen er-reicht haben. Besonders dankbar bin ich für das Vertrauen, für die Unterstützung und für das Gebet, das mir Papst Franziskus persönlich ausgedrückt hat. Endlich möchte ich noch eigens der kleinen Familie im Monastero „Mater Ecclesiae“ danken, deren Mitsein in frohen und schwierigen Stunden mir jenen inneren Zusammenhalt gibt, der mich trägt.

Dem Wort des Dankes muß aber nun auch ein Wort des Bekenntnisses folgen. Es berührt mich immer stärker, daß die Kirche an den Eingang der Feier des Gottesdienstes, in dem der Herr uns sein Wort und sich selbst schenkt, Tag um Tag das Bekenntnis unserer Schuld und die Bitte um Vergebung setzt. Wir bitten den lebendigen Gott vor der Öffentlichkeit um Vergebung für unsere Schuld, ja, für unsere große und übergroße Schuld. Mir ist klar, daß das Wort „übergroß“ nicht jeden Tag, jeden einzelnen in gleicher Weise meint. Aber es fragt mich je-den Tag an, ob ich nicht ebenfalls heute von übergroßer Schuld sprechen muß. Und es sagt mir tröstend, wie groß auch immer meine Schuld heute ist, der Herr vergibt mir, wenn ich mich ehrlich von ihm durchschauen lasse und so wirklich zur Änderung meines Selbst bereit bin.

Bei all meinen Begegnungen vor allem auf mehreren Apostolischen Reisen mit von Priestern sexuell mißbrauchten Menschen habe ich den Folgen der übergroßen Schuld ins Auge gesehen und verstehen gelernt, daß wir selbst in diese übergroße Schuld hineingezogen werden, wenn wir sie übersehen wollen oder sie nicht mit der nötigen Entschiedenheit und Verantwortung angehen, wie dies zu oft geschehen ist und geschieht. Wie bei diesen Begegnungen kann ich nur noch einmal meine tiefe Scham, meinen großen Schmerz und meine aufrichtige Bitte um Entschuldigung gegenüber allen Opfern sexuellen Mißbrauchs zum Ausdruck bringen. Ich habe in der katholischen Kirche große Verantwortung getragen. Umso größer ist mein Schmerz über die Vergehen und Fehler, die in meinen Amtszeiten und an den betreffenden Orten geschehen sind. Jeder einzelne Fall eines sexuellen Übergriffs ist furchtbar und nicht wieder gut zu machen. Die Opfer von sexuellem Missbrauch haben mein tiefes Mitgefühl und ich bedauere jeden einzelnen Fall.

Immer mehr verstehe ich die Abscheu und die Angst, die Christus auf dem Ölberg überfielen, als er all das Schreckliche sah, das er nun von innen her überwinden sollte. Daß gleichzeitig die Jünger schlafen konnten, ist leider die Situation, die auch heute wieder von neuem besteht und in der auch ich mich angesprochen fühle. So kann ich nur den Herrn und alle Engel und Heiligen und Euch, liebe Schwestern und Brüder, bitten, für mich zu beten bei Gott unserem Herrn.

Ich werde ja nun bald vor dem endgültigen Richter meines Lebens stehen. Auch wenn ich beim Rückblick auf mein langes Leben viel Grund zum Erschrecken und zur Angst habe, so bin ich doch frohen Mutes, weil ich fest darauf vertraue, daß der Herr nicht nur der gerechte Richter ist, sondern zugleich der Freund und Bruder, der mein Ungenügen schon selbst durchlitten hat und so als Richter zugleich auch mein Anwalt (Paraklet) ist. Im Blick auf die Stunde des Gerichts wird mir so die Gnade des Christseins deutlich. Es schenkt mir die Bekanntschaft, ja, die Freundschaft mit dem Richter meines Lebens und läßt mich so zuversichtlich durch das dunkle Tor des Todes hindurchgehen. Mir kommt dabei immer wieder in den Sinn, was Johannes in seiner Apokalypse am Anfang erzählt: Er sieht den Menschensohn in seiner ganzen Größe und fällt vor ihm zusammen, wie wenn er tot wäre. Aber da legt er seine Hand auf ihn und sagt: Fürchte dich nicht, ich bin es!.. (vgl. Apk 1, 12 – 17).

Liebe Freunde, in diesem Sinn segne ich Euch alle.

Benedikt XVI.

Gezeichnet am 6. Februar, veröffentlicht auf Vatican.va am 8. Februar